Was kam heraus? Ergebnisse des LoraWAN-Ideen-Workshops

 In CodeForGermany, hackday, Veranstaltungen

Moers soll besser werden! Unter anderem mit einem LoRaWAN – Netzwerk. Mithilfe des Kommunikationsstandards LoRaWAN können auf einer größeren Fläche verteilte Sensoren und Aktoren leichter und günstiger als je zuvor miteinander verbunden werden. Die in Amsterdam gegründete Community rund um TheThingsNetwork (TTN) hat damit zudem eine Plattform geschaffen, die LoRaWAN-basierte Anwendungen online vernetzt. Das Großartige daran: jede*r kann einfach mitmachen! Dank den verständlichen und umfassenden Anleitungen ist es verhältnismäßig einfach, eigene Sensoren-Knoten zu bauen oder gleich ein Gateway, von dem viele Nutzer*innen profitieren können.
Doch welche alltäglichen Probleme können auf Basis des Netzwerkes tatsächlich gelöst werden? Dazu gab Caspar Armster einen Ausblick. Zusammen mit Gleichgesinnten hat er in seinem Heimatort Hennef so ein Netzwerk aufgebaut. Seine Expertise und unsere gemeinsame Tätigkeit im OK Lab Bonn brachte Caspar und mich nun zum LoRaWAN-Workshop nach Moers. Einer Einladung der Initiatoren des Workshops, Mario Wiedemann (Bertelsmann Stiftung) und Stephan Bernoth (CDO Moers) folgend, wollten wir zusammen mit den Moerser*innen Ideen für Anwendungen generieren.

Caspars Einleitung riss nur knapp das Nötigste um, was die Teilnehmer*innen des Workshops über LoRaWAN wissen sollten. Sicherlich könnte man ein ganzes Wochenende den technischen Details widmen, doch an diesem Tag gab es eine andere Priorität. So war es meine Aufgabe, die motivierten Teilnehmer*innen in Arbeitsstimmung zu versetzen und den kreativen Ideenfindungs- und Entwicklungsprozess so strukturiert wie möglich zu gestalten. Spaß sollte es auch machen.

Ziel des Ideen-Workshops

Um eine bahnbrechende Innovation ging es an diesem Tag nicht. Es ging um Moerser Wünsche und Bedürfnisse. Auch wenn manche Anwendungen andernorts bereits im Einsatz sind: es ist eine spannende Herausforderung, herauszufinden, was speziell in Moers gebraucht wird und was hier funktionieren könnte. Und vor allem: wer diese Projekte antreibt und weiterentwickelt.

Erklärtes Ziel des Workshops war es daher, Ideen und Anregungen aus der Verwaltung und Zuvilgesellschaft zu sammeln und gemeinsam nützliche Anwendungen zu generieren. LoRaWAN bietet tolle Möglichkeiten, aber welche davon in der eigenen Stadt Sinn machen und weiter auf dem kommenden Hackday in Moers verfolgt würden, sollte an dem Tag herausgefunden werden.

Los ging`s!

Kenntnisse über Internet of Things, Smart Cities oder Designmethoden waren keine Voraussetzung für die Teilnahme. Kein Problem, denn genau dafür wurde an der norwegischen Universität NTNU in Trondheim die Methode des Tiles IoT Toolkit entwickelt.

In Gruppen von 4-5 Personen aufgeteilt, erarbeiteten die Teams unter Anleitung von Caspar und mir mit Szenarien für Anwendungen auf LoRaWAN-Basis.

Tiles IoT Toolkit-Methode

Das Toolkit besteht aus 153 kunterbunten Karten, einer Spielanleitung und einem Spielbrett. Es dient als Inspirationsquelle für Ideen und für die Erforschung des Themas IoT und und kann als Brainstorming-Tool bei partizipativen Designworkshops eingesetzt werden. Besonders Laien sollen bei der Entwicklung von IoT-Anwendungen unterstützt und angeregt werden.

Hintergründe der 9 Kartendecks

Die Karten enthalten Informationen zu Sensoren, Dingen, Diensten, Personas, kritische Reflexionen oder Szenarien. Was auf dem Spielfeld bearbeitet wird, ist dabei ein Szenario. Es gibt ein Auslöseereignis, mindestens ein smartes “Ding”, das zur ausgewählten Zielgruppe und zur Mission passt, und eine Reihe von Zwischenschritten, z.B. Interaktionen zwischen Nutzer und Ding, die zum Ergebnis führen. Die Karten des Toolkits decken dabei in ihrer Kombination sehr viele Möglichkeiten ab und falls nicht, notiert man etwas kurzerhand auf einem Post-It. Das Spiel sieht auch eine kritische Runde vor, bei der Einschränkungen oder Risiken der entwickelten Anwendung diskutiert und adressiert werden. Am Ende entsteht eine Art Projektvorschlag.

In der ersten Runde erhielten die Gruppen nur einige wenige Karten zur Auswahl, um das Spiel kennenzulernen. Nach dieser Kennenlern-Runde wechselten die Teilnehmer*innen vom “Ratlos” in den “Rastlos”-Modus und entwickelten sich zu regelrechten Ideenmaschinen. Diese Ideen warfen zugleich auch viele Fragen auf. Mehrmals mussten Caspar und ich eine angeregte Debatte unterbrechen und die Teilnehmer*innen an die Zeitvorgabe erinnern. Sorry for this.

Neben dem Zeitdruck (45 Minuten pro Runde) und der Vorgabe, alles Wichtige zum Projekt schriftlich (auf Papier!) zu skizzieren, war die Präsentation der Ergebnisse in Form eines kurzen Elevator-Pitches für alle Projekte Ziel der Übung. Dabei stellte sich heraus, dass einige Ideenmaschinen besser tippen als schreiben können, manche haben wiederum mit aufwendigen Comic-Streifen überzeugt. Auf den Storyboards fanden sich mitunter daumenkinogerechte Kunstwerke.

Eine ausführliche Beschreibung zum Hintergrund und genauen Vorgehensweise der Tile IoT Toolkit-Methode sowie die passenden Druckvorlagen gibt es zum Download unter paderta.com.

Hier die entstandenen Ideen:

Damian Paderta - Ideation Workshop IoT-Moers

FestivalTracker

Auf dem Moers Festival im kommenden Juni wird es mehrere mobile Bühnen geben. Dabei stellen sich viele Besucher*innen und Anwohner*innen die Farge: Wo befinden sich momentan die Wagen mit den Musikern? Der Moers FestivalTracker soll die mobile Bühnen auffindbar machen und damit Teilhabe der Besucher*innen des Festivals verbessern. Über die offizielle Moersfestival-App sollen die aktuellen Positionen angezeigt werden. Regelmäßig sollen die Standorte auch über Twitter und andere Dienste gemeldet werden.

Damian Paderta - Ideation Workshop IoT-Moers

Umweltbox

Die Gruppe Umweltbox entwarf eine Art Schweizer Messer unter den Sensoren. Die Umweltbox enthält eine wetterfeste Grundausstattung die es ermöglicht je nach Bedarf eine Reihe von Sensoren wie z.B. Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchte, Bewegung etc. zu betreiben. Die Idee ist ein modulares System von einzusetzen bei dem verschiedene Tier- und Umweltdaten erfasst werden können. Umweltinteressierte können diese Box je nach Bedarf einsetzen und für ihren speziellen Fall auslesen. Die robuste Box enthält Sensoren, eine Batterie und ein LoRaWAN-Modul zur Übermittlung der Daten.

Damian Paderta - Ideation Workshop IoT-Moers

Smusche

Nass ging es ebenso bei der Gruppe Smusche zu. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt den Energie- und Wasserverbrauch in einem Betrieb zu senken. Und zwar so: Sobald eine Person duscht wird der Abfluss gemessen und die Daten an eine Datenbank übermittelt. Nach einiger Zeit wird der durchschnittliche Verbrauch pro Duschgang ermittelt und als Median gesetzt. Die Dusche stellt sich auf die persönlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen ein. Mit einem System aus Chip-ID, Durchflusssensoren und Temperaturmessung wird eine Datengrundlage geschaffen, mit deren Hilfe die Mitarbeiter*innen auf spielerische Art und Weise in einen Wettbewerb um den geringsten Wasser- und Energieverbrauch stehen. Eine Visualisierung der Ergebnisse soll zum Energie- und Wassersparen anregen.

Damian Paderta - Ideation Workshop IoT-Moers

Raser HotSpots

Auslöser für die Idee der Gruppe Raser HotSpots sind die aktuellen Bürgerbeschwerden über Raser auf einen bestimmten Straßenabschnitt. Zusätzlich werden Lärmbelästigung und Dreck kritisiert. Um seitens der Verwaltung konkrete Maßnahmen einleiten zu können, müssen auswertbare Daten über Sensoren erfasst werden. Zu erfassen sind die Geschwindigkeit und Länge des bewegenden Objekts, die Fahrtrichtung sowie Datum und Uhrzeit um mehr über das Treiben der Bleifüße zu erfahren.

Damian Paderta - Ideation Workshop IoT-Moers

Hürdenmelder

Auch die nächste Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema Verkehr – allerdings nicht mit den schnellsten Verkehrsteilnehmern, sondern mit den langsamsten und verwundbarsten. Es gibt viele Barrieren im öffentlichen Raum – besonders für Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen oder Kinderwagen können bereits kleine Hürden ein großes Problem darstellen. Ein in diesem Zusammenhang erfolgreiches Projekt, welches den Zustand der Straßen aufzeigt und als Navigationshilfe dient, ist die Wheelmap.org. Ziel von Wheelmap.org ist die Anzeige von rohlstuhlgerechten Orten. Die Grundlage der Daten stammt von der Gemeinschaft – jede*r kann dort einen Ort bewerten. Der Hürdenmelder ist ein Meldesystem das per GPS-Signal den exakten Ort der Barriere übermittelt. Die übermittelten Daten können zum einen auf einer Karte visualisiert werden und zum anderen werden sie an die Verwaltung übermittelt, damit diese tätig werden kann.

Damian Paderta - Ideation Workshop IoT-Moers

FreibadChecker

Viele Schwimm- und Freibäder schließen deutschlandweit. Nicht zuletzt deshalb ist es wichtig den verbliebenen Bädern unter die Arme zu greifen und der Kundschaft ein möglichst gutes Badeerlebnis zu bieten. Das fängt schon beim Angebot der Informationen an. Die Nutzung der Freibäder aber auch der Naturgewässer ist stark vom Wetter und ihrer Wasserqualität abhängig. An lokale Wetterinformationen zu kommen ist dank zahlreichen Wetterdiensten einfach. Das Angebot im Netz ist enorm. Doch wie sieht es mit der Wassertemperatur des Freibads aus? Jeder hat seine eigene Komfortzone in der er oder sie gerne ins Wasser hüpft oder aber die Pommes am Beckenrand vorzieht. Durch die Einspeisung mit kaltem Grundwasser im Naturfreibad Bettenkamper Meer kann es selbst an heißen Sommertagen zu überraschend frischen Wassertemperaturen kommen. Besonders Familien mit Kindern sind daran interessiert die aktuelle Wassertemperatur abrufen zu können, damit der Ausflug ins Freibad nicht zum Desaster wird, weil die Kinder nicht ins kalte Wasser möchten. Das Konzept der Gruppe “Freibad Checker” verfolgte die Frage: Welche Temperatur hat das Wasser momentan im Freibad? Dazu soll eine Messung der Temperatur an verschiedenen Höhen im abgetrennten Bereich des Bades (Vandalismusschutz) vorgenommen werden und als offener Echtzeit-Datensatz bereitgestellt werden. Die Informationen des sogenannten Freibad Checkers soll über die Webseite der Stadt und die Moers-App abrufbar sein. So soll die Attraktivität des Freibads durch Echtzeit-Informationen über die Wassertemperatur und -qualität im gesamten Bad gesteigert werden.

Nach dem Workshop ist vor dem Hackday

Der nächste Schritt folgt beim Hackday. Die “Hardware” für einen Teil der konzipierten Projekte ist vorbestellt und soll beim Hackday zusammengebaut und ausprobiert werden. Das Programm für den Hackday in Moers im Rathaus am 23.-24. März 2019 steht bereits.

Wenn ihr euch anmelden wollt: tragt einfach euren Namen ins Pad. Die Teilnahme ist kostenlos. Für Verpflegung ist gesorgt. Wir sehen uns beim hacken! 🙂


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